Wenn ein Buch mit dem Untertitel „Empirische Philosphie der Mensch Computer-Vernetzung“ mehr als 650 Seiten hat und von einem ehemaligen Mathematik Professor geschrieben wurde, der nun bei IBM arbeitet, dann erwartet man nicht unbedingt praxisnahe Unterhaltung.
Mir wurde das Buch bereits vor einigen Jahren empfohlen und ich habe da noch abgewunken. Warum ich es nun gekauft habe, als es mir im Buchladen zufällig in die Hände geriet, kann ich auch nicht eindeutig sagen.
Fakt ist, dieses Buch hat mich in meinen Grundfesten erschüttert. Warum werde ich später noch näher erläutern. Ich halte dieses Buch für eins der besten Bücher für Führungskräfte, welches sich mindestens in der Liga von „Winning“ von Jack Welch bewegt. Der Untertitel führt meiner Meinung nach erheblich in die Irre. Dieses Thema wird eigentlich eher am Rande bearbeitet.
Im Schwerpunkt befasst sich das Buch mit den Unterschieden der Menschen und warum die gleichmacherischen Systeme der Schule und Unternehmen so viele unglückliche Menschen erzeugen.
Dueck baut im Wesentlichen auf die Kategorisierung der Temperamente nach dem Myers Briggs Typen Indikator auf. Eigentlich ein ziemlich grobes Werkzeug, dass aber erschreckend viel über einen Menschen aussagen kann. Dueck nutzt in seinem Buch sogar überwiegend nur die vier Hauptkategorien. Umso erstaunter war ich, mit welcher Treffsicherheit Aussagen über mein Leben und dem Leben von Menschen gemacht werden, die ich gut kenne. (Das ist die Ursache für die tiefe Erschütterung: Der Test ist eigentlich voll Panne. 70 komische Fragen, die man glaubt zu durchschauen und die furchtbar unpräzise formuliert sind)
Das Buch ist für einen deutschen Professor erstaunlich praxisnah und sogar äußerst unterhaltsam geschrieben. Es behandelt die wesentlichen Themen der Führung, um eine wirklich äußerst gewagte These zu begründen: Menschen sollten in Zukunft von Computern gesteuert werden, weil dies der einzig mögliche Weg ist, überwiegend glückliche Menschen zu schaffen.
Selbst wenn man diese These nicht mittragen möchte, erfährt man eine Menge über
- Computer,
- Schwachsinn und Stärken der Standartisierung,
- Vor- und Nachteile des Messwahns (Omnimetrie),
- Unternehmensstrategie,
- warum 75% der Menschen (wahrscheinlich sogar zu Recht) glauben überdurchschnittlich zu sein,
- welche Strategien der Mitarbeiter zur Topimierung (netterer Ausdruck für Verarschung von Führungskräften) man kennen sollte und wie man damit umgeht,
- wie man mathematisch beweisen kann, dass stumpfer Druck durch Führungskräfte Erfolg erzeugt (Randomwalk mit Sintflut)
- warum Evolution durch Meteoriteneinschläge gefödert wird und was man als Unternehmen daraus lernen kann (Ruin&Recreate),
- Warum IBM tausende offener Stellen einfach nicht besetzt bekommt und warum man sie besser in diesem Verhalten kopieren sollte,
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Moin,
an dem Buch hatte ich mich vor einigen Jahren versucht und es empfohlen, allerdings eher um meiner damaligen Ratlosigkeit hinsichtlich dieses Buches vom Forumsbetreiber eine zusätzliche Meinung einzuholen.
Mir war nämlich nicht so recht klar, ob der Autor ein hirnloser Spinner oder eine Intelligenzbestie mit drei-mal-um-die-Ecke gedachten Theorien ist.
Es gibt noch ein weiteres buch von Gunter Dueck welches meineserachtens lesenswert ist: Die Beta-Inside Galaxie. eine bisweile satirisch-sarkastische Auseinandersetzung mit der sich schnell verändernden Informatik und der zur Normalität mutierten Realität, nur noch beta zu produzieren. Es bleibt einfach keine Zeit für Perfektion.