Wie Damian Sicking auf Facebook richtig festgestellt hat, musste ich dieses Buch einfach lesen. Florian Homm war für eine kurze Zeit Aktionär bei SYNAXON und ich habe ihn persönlich kennen gelernt. Einmal traf ich ihn auf dem Eigenkapital-Forum in Frankfurt und ich habe ihn auch in seiner Villa in Palma de Mallorca besucht. Das ist wie Ego-Googeln. Ich wollte natürlich wissen, ob wir in seinem Buch vorkommen. Das ist nicht der Fall. Wir waren eine zu kleine Randnotiz in seinem bewegten Leben.
Florian Homm beschreibt sich in seinem Buch als hochintelligenter funktionaler Psychopath. Diese Einschätzung kann ich aus eigener Erfahrung teilen. Ich werde nie vergessen, wie er mich und meine beiden Begleiter in seinem Anwesen empfangen hat. Gekleidet, wie ein Penner, Zigarre im Mund setzte er uns auf seine Terasse mit einem traumhaften Blick über die Bucht von Palma und ließ uns erst mal 20 Minuten völlig unbeachtet. Er las vor unseren Augen Bildzeitung, aß alleine ein Sandwich ohne uns auch etwas anzubieten, mit dem er sich weiter einsaute, führte 3 Telefonate, in denen es um Pussys-Deals, Fucking Wet Dreams und Ähnliches ging, bevor er uns endlich seine Aufmerksamkeit schenkte. Was für ein Arschloch. Wäre der Termin nicht so wichtig gewesen, wäre ich nach 5 Minuten wütend wieder abgereist. Aber dann war plötzlich völlig da und einer wachsten, analytischsten Menschen, die jemals vor mir gesessen haben. Er braucht immer nur wenige Minuten um auch hochkomplexe Themen zu verstehen, für die andere Stunden und Tage gebraucht hätten.
Wir können uns nicht über ihn als Kurzzeit-Aktionär beklagen. Da hatten wir deutlich mehr Glück als andere.
In diesem Buch beschreibt er sein Leben. Und ich bin froh, dass ich die vielen Details nicht kannte, bevor ich ihn kennen gelernt habe. Ich hätte es schlicht mit der Angst zu tun bekommen. Er hatte immer wieder Kontakt zu zwielichten Gestalten und seine Geschäfte schrammten sehr oft haarscharf an der Grenze zu Straftaten vorbei. Trotzdem ist es faszinerend zu lesen, wie er in 20 Jahren ein Vermögen von 500 Mio USD aufbaute und den größten Teil wieder verlor, genau wie er seine Familie bei diesem Höllenritt verlor.
Das Buch liest sich wie ein Krimi eines wahnsinnig gewordenen Autors. Wäre es ein Roman, würde man dem Autor vorwerfen, völlig unrealistisch zu überziehen. Seine erlebte Realität ist stärker als Fiktion.
Für Homm hatte die Geschichte erst mal kein gutes Ende. Gejagt von Kopfgeldjägern, die sich von 1,5 Mio auf ihn ausgesetzte Belohnung motivieren ließen, musste er untertauchen. Nun ist er wieder da und gibt den Geläuterten. Es wird nicht viele Menschen geben, die ihm das abnehmen. Er will sich der juristischen Auseinandersetzung mit seinen enttäuschten Anlegern stellen. Noch ist nicht klar, ob es für ihn ein Happy End geben kann.
Von mir gibt es trotz der super spannenden und unterhaltsamen Geschichte nur 3 Sterne, weil ich finde, dass er mit seiner Nabelschau ein wenig übertrieben hat und er manchmal ein wenig wirr schreibt. Er bemerkt in seinem Nachwort, dass die Leser gekotzt hätten, wenn sie den ersten Entwurf des Skiptes gelesen hätten. Allzuweit ist man gelegentlich auch bei der veröffentlichten Fassung nicht davon entfernt.
Bewertung: ***
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