Fast zwei Drittel der deutschen Führungskräfte stehen kurz vor dem Burn-out, so eine aktuelle Studie der Beratungsagentur Auctority in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey. Laut der Umfrage fühlen sich 61,6 Prozent der 1000 befragten Chefs erschöpft, wobei Frauen in Führungspositionen mit etwa 65 Prozent leicht über dem Durchschnitt liegen. Besonders alarmierend ist die Situation bei den 30- bis 39-Jährigen, von denen 72 Prozent von Erschöpfung berichten – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Belastung junger Führungskräfte besonders hoch ist.
Die Studie wirft auch Licht auf die Bereitschaft zur Teilung von Führungsverantwortung als möglichen Ausweg aus der Erschöpfungsfalle. Obwohl fast zwei Drittel der Befragten offen für geteilte Führungsmodelle sind, stößt dieser Ansatz besonders bei den stärker belasteten Gruppen auf Widerstand. Dennoch sehen Experten wie Thomas Wilhelm von der SDI Hochschule München in der geteilten Führung nicht nur eine Chance zur Entlastung der Führungskräfte, sondern auch als Weg zur Förderung von Teamgeist und Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Studie zeigt zudem, dass Erschöpfung kein exklusives Problem der Führungsebene ist. Eine repräsentative Untersuchung der Betriebskrankenkasse Pronova belegt eine generell steigende Angst vor Burn-out unter deutschen Beschäftigten. Die Zahlen sind besorgniserregend: Etwa 30 Prozent haben bereits einen Burn-out erlebt, und im Jahr 2023 stieg die Zahl der Fälle um 20 Prozent. Überstunden, ständiger Termindruck und die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden als Hauptursachen genannt.
Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass es Zeit für ein Umdenken in der Führungskultur und Arbeitsorganisation ist. Die Zukunft könnte weniger in der One-Man-Show, sondern vielmehr in einer Gemeinschaftsleistung liegen, bei der Aufgaben und Verantwortung breiter verteilt werden.
Quelle: Spiegel Online