Ich hatte hier in meinem Blog von meiner Probefahrt mit dem Tesla Model S berichtet. Seit Weihnachten 2014 ist das mein neues Dienstfahrzeug. Ich bin von vielen Seiten gebeten worden, von meinen Alltagserfahrungen mit dem Wagen zu berichten. Dem komme ich gerne nach.
Mittlerweile habe ich die ersten 4.000 km hinter mir, davon die meisten auf Fernstrecken.
Weil diese Fragen mit Abstand am häufigsten gestellt wurden, gehe ich als erstes auf das Thema Reichweiten ein. Da ist mir bei meinem Bericht über die Probefahrt ein Lapsus passiert. Ich hatte behauptet, dass der Wagen bei meiner Fahrweise eine Reichweite von 470 km hat. Das war ein Einstellungsfehler von mir in der Verbrauchsanzeige. Ich hatte die Anzeige auf „Rated“ statt auf „Typical“ gestellt und nicht verstanden, wie die Kennlinien abzulesen sind.
„Rated“ erreicht der 85 KW Akku 480 km. Das wurde nach den geltenden Normverfahren für alle Autos ermittelt. Das ist genauso unrealistisch, wie die 6,5 L Normverbrauch bei meinem Mercedes 350 C Coupé: man erreicht diese Werte im normalen Gebrauch auf keinen Fall. Deswegen kann man das Display auf „Typical“ einstellen. Dann steht die Soll-Kennlinie auf 380 km Reichweite. Und selbst das ist ambitioniert. Ich fahre wirklich zurückhaltend und meine von mir bisher erreichte durchschnittliche Reichweite ist 340 km.
Ich habe mal auf dem Stück zwischen Lauenau und Bielefeld eine Vollgasrunde hingelegt, mich aber an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten. Ich bin aber ansonsten so schnell gefahren, wie es ging und habe immer mit Vollgas beschleunigt. Da hätte dann die Reichweite noch 250 km betragen. Wenn man noch längere Vollgasanteile hat, könnte ich mir vorstellen, dass die Reichweite bis auf 200 km runtergehen kann.
Man muss deswegen viel mehr Aufmerksamkeit auf die Energieanzeigen verwenden als bei Benzinern, ansonsten ist die Gefahr zu stranden, ziemlich hoch.
Für mich reichen diese Werte vollkommen aus. Meine Hauptstrecke geht nach Hamburg. Auf dem Weg dorthin stehen 2 Tesla Power-Charger und und in Hamburg selber gibt es in der Service-Niederlassung bei Tesla auch einen. Das Netz der Power-Charger ist in West-Europa schon ganz ordentlich. Ich könnte zB von Detmold bis zum Nordkap in Norwegen fahren. Die Dichte der Ladestationen kann man hier sehen (mann muss ein bisschen rauszoomen).
Wenn man einmal an einem Tesla-Power-Charger geladen hat, versucht man diese ausschließlich zu nutzen und meidet die anderen Ladestationen zB von eon. Nicht nur, dass ich als Tesla-Kunde dort lebenslang kostenlos laden kann. Die Ladezeiten sind einfach unschlagbar. Die Dinger hauen über 100 KW in die Akkus. D.h. wenn man fast leer an die Tränke kommt, ist der Akku nach 45 Minuten wieder voll. In 25-30 Minuten hat man wieder 250 km frische Reichweite drauf („Typical“) und kommt damit auch bei forscherer Fahrweise sicher bis zum nächsten Power-Charger. Auf der Strecke nach Hamburg habe ich mir zB angewöhnt, zügig bis nach Fallingbostel zu fahren (ich lasse aber immer noch genug Restakku, um notfalls bis Hamburg durchfahren zu können s.u), dort 30 Minuten Pause zu machen, mit vollem Akku weiter zu fahren, um dann auf dem Rückweg in Lauenaue 15 – 20 Minuten den Akku noch mal fast voll zu machen. Das bräuchte ich eigentlich nicht, um nach Hause zu kommen aber gratis ist gratis und damit für den Lipper in mir allzu verlockend. Es ginge auch anders: Mit max 150 Höchstgeschwindigkeit ohne Unterbrechung bis in die Hamburger Innenstadt, eine der vielen Ladestationen von Fremdanbietern nehmen, nach 4-5 Stunden Aufenthalt in Hamburg mit vollem Akku wieder ohne Zwischenstopp zurück und dann zu Hause laden.
Die meisten Tesla Power-Charger an den Autobahnen haben 6-8 Ladestationen und sind damit ausreichend dimensioniert. Man kann sich momentan noch darauf verlassen, dass man eine freie Zapfe bekommt. Obwohl in Deutschland bislang nur knapp unter 1.000 Teslas zugelassen sind, trifft man allerdings trotzdem fast immer mindestens einen anderen an den Ladestationen.
Kritisch sind Standorten mit nur 2 Ladestationen. Ausgerechnet an der A7 Abfahrt Bad Fallinbostel steht bei Viehbrockhaus nur eine 2er Station. Da ist es mir tatsächlich passiert, dass beide Stationen belegt waren. Ich hatte aber glücklicherweise noch genug Saft, um einfach weiterfahren zu können. Auch in Hamburg stehen nur 2 Stationen zur Verfügung. Da war jedesmal mindestens eine, manchmal auch beide belegt, als ich dort angekommen bin. Diese beiden Standorte sollte man nicht anfahren, wenn man fast leer ist und keine Zeit mehr hat. Dafür hat die Hamburger Station allerdings ein Super Fischrestaurant direkt nebenan.
Das Interieur ist immer noch gewöhnungsbedürftig für mich. Die Sitze und die Verarbeitungsqualität kommen an deutsche Hersteller bei weitem nicht heran.
Von dem Fahrspaß hatte ich schon bei der Probefahrt berichtet. Da gibt es keine neuen Erkenntnisse für mich. Mit diesem Auto zu fahren macht einfach Spaß.
Auch die Software, die Displays und das Multimediakonzept hatten mich schon bei der Probefahrt begeistert. Das hat sich nun im Alltag eher noch gesteigert. Ich hatte noch nie einen besseren Sound im Auto. Die Anlage ist einfach Spitzenklasse. Der Testbericht in der auto motor sport beschreibt meine Eindrücke dazu recht treffend.
Ein paar Eindrücke aus dem Cockpit:
Die Infomenge und die vielen Möglichkeiten mit der Software herumzuspielen, überfordern einen anfangs und wenn man es beherrscht, muss man aufpassen, dass man sich nicht zu sehr ablenken lässt.
Die App für das Smartphone ist auch nicht schlecht:
Hier kann man gut sehen, was der Tesla Service in Hamburg gerade alles so mit dem Wagen anstellt.
Ich warte zurzeit ungeduldig auf die Freischaltung der Software für den Autopiloten. Das soll noch in der ersten Jahreshälfte 2015 kommen. Dann kommt auch mein nächster Bericht zu dem Wagen.
Fazit: Bislang ist meine Begeisterung für das Fahrzeug ungebrochen. Mir war klar, dass ich gegenüber einem Verbrenner Einschränkungen in Bezug auf Reichweite und Ladedauern haben werde. Für mein Nutzungsprofil passt der Wagen. Ich fahre selten bis nie Strecken über 250 km mit dem Auto. Bei längeren Distanzen nehme ich den Zug oder den Flieger.
Superbericht – Danke Frank!
Erinnert mich an die ersten km bei Probefahrt mit PRIUS in 2003 und dann mit Lexus 350 Rh in 2006/07.
Die Zeiten haben sich definitiv geändert seit damals. Auch die Probefahrt vor einem Jahr mit BMW i3 (immerhin habe ich fünf Jahre in dem Werk gearbeitet, wo die heute herkommen) hat mich vor einem Jahr nicht komplett umgehauen. Vor allem die Reichweite alles andere als wettbewerbsfähig.
Gut, dass TESLA die Konkurrenz so mächtig zieht, um das „Unmögliche“ nun endlich gemeinsam möglich zu machen: Elektromobilität 🙂
Freunde sind TESLA in Leipzig vor einigen Tagen gefahren und waren ebenfalls schlicht begeistert!!! Zeit zum Umsteigen.