Dieses Buch hebt sich deutlich von Wohlgetans „Endstation Kabul“ ab. Hier wird nicht das Skandalträchtige beschrieben. Es fehlen sowohl einseitig als Versager beschriebene Vorgesetzte als auch unhaltbare Befehle. Clair ist deutlich nachdenklicher und selbstreflektierter in seinen Beschreibungen. Er war als Fallschirmjäger in Kunduz und zwar in dem Nachfolgekontingent der Fallschirmjäger, die bei dem Karfreitagsgefecht 3 Tote zu beklagen hatten.
Sein Zug wurde in seiner 7-monatigen Einsatzdauer ebenfalls in eine Unzahl von Feuergefechten und Sprengattentaten verwickelt, welche ihren Höhepunkt in einem 4-tägigen Gefecht im November fanden. Seine Kompanie hatte während des Einsatzes 1 Toten und 2 Schwerverletzte. Die Beschreibungen der Gefechte sind bedrückend intensiv. Er macht keinen Hehl daraus, dass er zum Teil panische Angst hatte, die ihn handlungsunfähig werden ließ.
Das Buch hat natürlich auch immer wieder sehr tragische Momente. Die Soldaten schenken bespielsweise 2 Jungen eine Fußballausrüstung und müssen ein paar Tage später 2 Kindergräber sehen, auf denen der Torwarthandschuh als klares Signal gelegt wurde.
Was mich am meisten wundert ist, wie wenig Opfer die Bundeswehr bei diesen Gefechten erleidet. Sie gerät immer wieder in Sprengfallen mit enormer Sprengkraft, die Soldaten werden stunden- teilweise tagelang mit Gewehren, Mörsern und Panzerabwehrraketen aus mehreren Richtungen gleichzeitig beschossen , ohne dass es auch nur einen Verletzten bei der Bundeswehr gibt.
Dieses Buch ist bislang das Beste, was ich zum Thema Bundeswehr in Afghanistan gelesen habe. Den 5. Stern habe ich nur deswegen nicht vergeben, weil mir teilweise ein bisschen zu sehr auf politische Korrektness Wert gelegt wurde. Es wirkt manchmal doch ein bisschen zu bemüht, möglichst niemanden schlecht aussehen zu lassen.
Bewertung: ****
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